Während manche Menschen die leicht trübe Variante mit ihrer intensiven Note bevorzugen, verunsichern andere die sichtbaren Rückstände am Flaschenboden. Doch was steckt wirklich dahinter?
Was bedeutet „ungefiltert“ überhaupt?
Nach der Pressung oder Extraktion ist frisches Olivenöl zunächst trüb – es enthält winzige Partikel wie Fruchtfleischreste, Wassertröpfchen und natürliche Enzyme. Diese Teilchen geben dem Öl nicht nur seine typische Optik, sondern auch einen intensiveren, oft kräftigeren Geschmack. Frische, ungefilterte Öle stammen in der Regel direkt aus der aktuellen Ernte und sind besonders reich an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen wie Polyphenolen. Sie eignen sich hervorragend für kalte Gerichte wie Salate, Dips oder gegartes Gemüse.
Wichtig zu wissen: Die Trübung ist kein Zeichen von schlechter Qualität. Ganz im Gegenteil – sie deutet auf ein naturbelassenes Produkt hin. Allerdings sollten trübe Olivenöle zügig verbraucht werden, da ihre Haltbarkeit meist auf etwa ein Jahr begrenzt ist. Zudem liegt ihr Rauchpunkt bei rund 130 °C, was sie weniger ideal zum scharfen Anbraten macht.
Natürliche Klärung – Zeit statt Technik
Eine Alternative zur mechanischen Filterung ist das sogenannte natürliche Absetzen: Das frische Öl wird einige Monate lang in Edelstahlbehältern gelagert, bis sich die Trübstoffe am Boden absetzen. So entsteht ein klares Öl, ohne dass Geschmack oder wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Diese Methode bewahrt den Charakter des Öls, verlangt aber Geduld – was sie für industrielle Massenproduktion oft unpraktikabel macht.
Das auf diese Weise geklärte Öl bleibt reich an Aromen und ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Mit einem Rauchpunkt von rund 180 °C ist es sowohl für kalte als auch für warme Gerichte geeignet.
Mechanische und chemische Filterung – was ist der Unterschied?
Mechanisch gefiltertes Olivenöl durchläuft häufig Baumwoll-, Papier- oder Zellulosefilter, um Feuchtigkeit und Rückstände zu entfernen. Dies erhöht die Haltbarkeit und macht das Öl stabiler bei der Lagerung. Im Vergleich dazu greift die chemische Filterung tief in die Struktur des Öls ein: Dabei werden auch geschmackliche Eigenschaften der verwendeten Olivensorte stark verändert – oft zugunsten einer längeren Lagerfähigkeit, aber zulasten des individuellen Aromas.
Unser Fazit
Ob trüb oder klar – beide Varianten haben ihre Vorzüge. Wer es frisch, intensiv und ursprünglich mag, greift zu einem ungefilterten Öl und verwendet es idealerweise zügig. Für den vielseitigen Einsatz in der Küche sind natürlich geklärte oder mechanisch gefilterte Öle ideal. Entscheidend ist nicht nur die Optik, sondern die gesamte Herstellung – Transparenz beim Produzenten und eine ehrliche Angabe zu Herkunft und Verarbeitung sind der beste Kompass für gute Qualität.